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Eine neue Studie beantwortet die Frage aller Fragen: Wie viel Einfluss haben Influencer wirklich?
Vor kurzem hat eine Bloggerin Ihre Bedenken zu unserer Postingmoral in einem beunruhigenden Beitrag zum Besten gegeben: Anscheinend gelte es unter manchen Bloggern als verpönt, sich in mehreren, aufeinanderfolgenden Instagram Postings in alten Outfits zu zeigen. „Alt“ steht in diesem Zusammenhang nicht etwa für das euphemistische „Retro“. „Alt“ bedeutet in diesem Fall, dass ein Look schon mehr als einmal getragen und damit praktisch reif für die Altkleidersammlung ist.
Ein Trend, der nicht nur dem finanziellen, sondern auch dem gesellschaftlichen Status zusetzt. Dieses Scheinproblem berührt aber bei weitem nicht nur die persönliche Welt der Blogger. Die Druckwellen, die durch dieses Fehlverhalten erzeugt werden, schlagen sich auch und vor allem auf deren Follower nieder. Einer aktuellen Wavemaker Studie zum Thema „Wie viel Einfluss haben Influencer wirklich?“ zufolge, grenzt der Einflussbereich, den Blogger und Co. auf ihre Follower ausüben, praktisch an Größenwahn.
Wie viel Einfluss haben Influencer? Von der Ermutigung zur Entmutigung
Die qualitative Studie befragte sechsundsechzig Probanden, die sich selbst als aktive Follower von Influencern bezeichnen. Die Befragten waren zwischen elf und dreiundzwanzig Jahre alt. Eine besonders gefährdete Kohorte, wenn man sie als Zielgruppe der Werbetreibenden versteht. Denn kaum ein Kind vermag die wahre Werbeabsicht hinter einem Comic, einem Jingle oder einem DIY Youtube Video auszumachen. Teenager wiederum laufen Gefahr, sich mit Idolen zu identifizieren, die unrealistische, idealisierte Standards vermitteln. Und gerade in der prägenden Phase der Pubertät, sollte man seine Selbstfindungstrips nur mit Bedacht in virtuelle Räume verlagern.
Denn angesichts von Postings, die nach wie vor Scheinwelten und Perfektionsprogramme propagieren, werden die Ergebnisse der Studie besonders bedenklich. Laut Studie wirken Blogger auf ihre Follower wie die personifizierte Verführung. Einerseits verführen die Social Media Stars zur Ermutigung, andererseits aber auch zur Entmutigung. Folgende Effekte sollen sich durch den konsequenten Langzeitaufenthalt in der Social Media Blase einstellen:
Ermutigung
Inspiration: Ausgelöst durch die Vorstellung neuer Themen oder Ideen
Motivation: Ausgelöst durch positive Vorbilder
Selbstreflektion: Ausgelöst durch Offenlegung unterschiedlicher Blickwinkel
Selbstwertsteigerung: Ausgelöst durch die Bestätigung Gleichgesinnter
Entmutigung
Angst: Ausgelöst durch das Gefühl, etwas verpassen zu können
Neid: Ausgelöst durch einen unerfüllten Wunsch
Gruppenzwang: Ausgelöst durch den Wunsch nach Integration
Selbstzweifel: Ausgelöst durch die idealisierte Darstellung von Körpern, Leben, ect.
„Echt“ ist das neue „On Fleek“
Warum teilen wir als Influencer Agentur die Ergebnisse einer solchen Studie mit euch? Weil diese Ergebnisse auf allen Ebenen zur Reflektion anregen können und sollen. Wir alle – ob Influencer, ob Unternehmen oder Follower – müssen laufend unsere Medienkompetenz hinterfragen. Die Frage, ob wir Medien nicht nur kompetent produzieren, sondern auch rezipieren können, stellt sich sowohl auf der Stufe der Er- als auch auf der Stufe der Entmutigung.
Denn wenn der wissenschaftliche Beweis erbracht ist, dass wir tatsächlich die Macht haben, Menschen mit unseren Inhalten zu inspirieren, sollten wir uns dann nicht mit der Frage beschäftigen, womit wir Menschen inspirieren wollen? Wollen wir tatsächlich jeden Tag aufs Neue suggerieren, dass man Glück kaufen kann? Wollen wir wirklich jeden Tag ein neues #inspo Posting veröffentlichen, das unseren Communities die Shopping Center dieser Welt als neue Gebetstempel vorgaukelt? Brauchen wir wirklich jeden Tag ein neues Outfit? Oder reicht nicht auch schon ein neuer Mantel pro Saison?
Die Frage lautet nicht, ob wir uns vermarkten dürfen oder nicht. Wir investieren Zeit, Wissen und Kreativität in unsere Kampagnen. Der Erfolg schenkt uns Recht. Und wir dürfen uns vermarkten – wenn wir es mit Verantwortung tun.
Die Frage der Zukunft muss also lauten, wie wir uns vermarkten – und welchen Beitrag wir damit leisten wollen. So wie ein Blogger zur Blog Parade über Nachhaltigkeit aufrufen kann, so kann auch ein Unternehmen eine Kampagne über Umweltbewusstsein gestalten. Und in unserer Rolle als Medienkonsument, von der niemand von uns ausgenommen ist, können wir uns zur Mündigkeit verpflichten. Wir können unseren Kindern die richtigen Bücher schenken, ihnen den bewussten Umgang mit neuen Medien lehren – anstatt es uns leicht zu machen, und alles der fremden, wesensvergärenden Wirtschaft zuzuschieben. Das Kinderbuch, „Die Werbehexen“, sei hier nur als eine von vielen Möglichkeiten genannt.
Achten wir wieder mehr auf das Gleichgewicht – das innere, und das äußere. Übernehmen wir Verantwortung. Tragen wir heute das gleiche Outfit wie gestern – Unterwäsche ausgenommen. Und propagieren wir einen Wert, den es sich wirklich zu vermitteln lohnt: „Echt“ ist das neue „On Fleek“. „Authentizität“ heißt unsere neue Verantwortung.
Eure Rafaela von COMEPASS